Derzeit sind auf dieser Homepage alle Texte und Fotos des Denkmals eingestellt. Als nächstes werden die einzelnen Biographie-Seiten inhaltlich ergänzt und mit zahlreichen Dokumenten und Fotos erweitert werden.
Die Eröffnung
Während der offiziellen Enthüllung des Denkmals regnete es leider. Trotzdem kam eine erstaunlich große Anzahl von Mitbürgerinnen und Mitbürgern, um bei diesem Anlass dabei zu sein. Bürgermeister Heinz-Peter Becker begrüßte die Gäste, gab seiner Freude Ausdruck, dass dieses Denkmal auf ein so breites Interesse trifft, rekapitulierte in kurzen Zügen die Geschichte der Aufarbeitung der NS-Zeit und dankte nun insbesondere den Mitgliedern der Arbeitsgruppe, die gezielt für dieses Denkmal recherchiert haben: Cornelia Rühlig, Klaus Müller, Rudi Hechler, Carmen Rebecca Hecht, Gerd Schulmeyer und Dagmar Sensche. Ausdrücklich gedankt wurde zudem den Mitarbeitern des städtischen Bauhofes sowie den beauftragten Firmen Freudenberg (Metallbau) und Seibold (Druck).
Recherchen in den hessischen Staasarchiven Darmstadt und Wiesbaden, im Frankfurter Studienkreis Deutscher Widerstand, im Bundesarchiv Berlin sowie im Stadtarchiv Mörfelden-Walldorf liegen den Texten des Denkmals zugrunde. Zudem wurden zahlreiche Gespräche mit Angehörigen der politisch Verfolgten geführt bzw. auf Gespräche zurückgegriffen, die wir vor Jahren noch mit den politisch Verfolgten selbst führen konnten. Unser Dank gilt zudem zahlreichen auswärtigen Institutionen, die uns Detailauskünfte oder auch Fotomaterial zur Verfolgungsgeschichte der Einzelnen gaben.
Zwischen den historischen Erläuterungen des Denkmals bittet Museumsleiterin Cornelia Rühlig einzelne Angehörige zu erzählen, was sie aus der Familie über die politische Verfolgung gehört haben. Typisch ist, dass die eigenen Kinder nur wenig darüber wissen. Der Vater hat meist nicht erzählt, wie sehr er während der Haft erniedrigt wurde. Edith Pons weiß aber, dass ihre Mutter mit dem Fahrrad nach Osthofen fuhr, um den Vater 1933 dort im KZ zu besuchen. Ulrike Baumann erzählt, dass ihr Großvater in der Arrestzelle des Mörfelder Rathauses von der SA mehrfach brutal geschlagen wurde. Als die Großmutter zu ihm wollte, drohte man auch ihr mit der Verhaftung.
Im Frühjahr 1935 wurden im Darmstädter und Frankfurter Raum über 200 Kommunisten festgenommen. Einer davon war der Mörfelder Weißbinder Heinrich Hechler. Er wurde – wie die Anderen auch – der Vorbereitung des Hochverrats angeklagt und zu zwei Jahren Haft verurteilt. Einen Teil seiner Strafe verbüßte er im Emsland, im Lager Aschendorfer Moor II. Sein Sohn, Ernst Hechler, erzählt, dass der Mörfelder Philipp Arndt etwas früher aus diesem Lager entlassen wurde und der Familie damals erzählte, wie es dem Vater dort geht, dass sie Torf stechen müssen etc. – Jeanette Kemmler wuchs in Frankreich auf, ging dort zur Schule, hatte dort ihre Freundinnen. Sie fühlte sich weder ausgegrenzt noch bedroht. Doch sie erinnert sich, dass die Mutter Angst hatte, wenn deutsche Soldaten oder Gestapo in der Nähe war. Wenn sie im Garten arbeitete, bat sie die Tochter Ausschau zu halten, ob sich Deutsche in Uniform dem Grundstück näherten. Der Vater war Kommunist; sie waren aus Deutschland geflohen.
Mit großem Interesse hören die Besucher die Ausführungen über die politisch verfolgten Mörfelder. Viele kennen die Familien, manch eine/r ist auch mehr oder weniger mit ihnen verwandt, ist Nachbar/in oder Schulkamerad. Rudi Hechler, der sich seit vielen Jahrzehnten mit der Mörfelder Geschichte der Arbeiterbewegung beschäftigt, spricht abschließend noch einige Worte zur Geschichte der politischen Verfolgung. Bodo Kolbe spielt auf der Gitarre das „Dachau-Lied“, das Jura Soyfer während seiner Haft in diesem KZ schrieb, zum Beginn und am Ende der Veranstaltung aber auch eigene Lieder zu der Frage, wie der Einzelne im Alltag die Welt wahrnimmt und welche Schlussfolgerungen er daraus zieht …
Zum Aufbau des Denkmals
Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Form eines Denkmals für die politisch verfolgten Mörfelder entstand in der Arbeitsgruppe „Erinnerungsarbeit fortsetzen …“. Die AG wurde von der Stadtverordnetenversammlung Mörfelden-Walldorf eingerichtet. Umfangreiche Recherchen in den hessischen Staatsarchiven in Darmstadt und Wiesbaden, im Frankfurter Studienkreis Deutscher Widerstand, dem Bundesarchiv Berlin sowie natürlich im Stadtarchiv Mörfelden-Walldorf liegen der Dokumentation zugrunde. Gleichzeitig wurden zahlreiche Einzelgespräche mit Angehörigen der politisch verfolgten Mörfelder geführt.
Allen, die uns bei dieser Arbeit unterstützt und geholfen haben, sei an dieser Stelle noch einmal von Herzen gedankt. Nur gemeinsam war dies möglich.
Die Schlosserei Freudenberg aus Mörfelden-Walldorf hat sich mit großer Fachkenntnis, besonderer Sorgfalt und auch Freude auf unsere Idee eingelassen und gute Detailvorschläge zur Realisierung dieses Einzelobjektes entwickelt. Wir danken für die gute kollegiale Kooperation, den Humor auch unter Zeitdruck und die präzise Ausführung. Die Farbbeschichtung im Pulverisierungsverfahren übernahm die darauf besonders spezialisierte Firma Lackier Müller in Hofheim/Wallau.Danken möchten wir zudem ganz besonders unseren Kollegen vom städtischen Bauhof. Die Vorbereitung des Platzes, Betonierarbeiten für den Sockel des Denkmals, das nicht unkomplizierte Bohren der Pflastersteine, die Bodenbeleuchtung u.v.a.m. lag in ihren Händen. Alles lief hervorragend Hand in Hand, völlig reibungslos bis hin zur Einstellung der Neigungswinkel der Bodenfluter abends um 22.00 Uhr.
Die Firma Seibold übernahm die Foliendrucke der sechs Thementafeln sowie der kleinen Namenstafeln, die wir für jeden Mörfelder, der während der NS-Zeit inhaftiert war, geschrieben hatten. Wir sind dankbar für die außergewöhnlich gute Auftragsvorbereitung und die präzise Umsetzung vor Ort an dem Denkmal.Da wir mit dieser Firma bereits die „Geschichtenbank“ und auch die großen Tafeln des „Hugenotten- und Waldenserpfades“ realisierten, hatten wir zwar nichts anderes erwartet, doch mit Menschen zusammen zu arbeiten, die sich engagieren für das, was sie tun, ist immer wieder eine große Freude. Herzlichen Dank für diese so gelungene Kooperation.
Anhand konkreter Beispiele einzelner Mörfelder zeigt das Denkmal durch Wort und Bild, was es für Regimegegner hieß in dem NS-Staat zu leben. Zur sog. „Volksgemeinschaft“ gehörte nur, wer gleichgeschaltet dachte und handelte. Die Anderen wurden politisch verfolgt, gedemütigt, inhaftiert und auch getötet. Die Tafel 5 (links) zeigt unten ein Häftlingsfoto von Erich Wilker, aufgenommen im Lager Aschendorfer Moor II (Emslandlager). Seine Enkelin stellte uns dies freundlicherweise zur Verfügung.Wir danken an dieser Stelle gerne nochmals allen Angehörigen, dass sie uns so offen Einblick gewährten in ihre eigene Familiengeschichte, uns Briefe gaben, private Notizen und Fotos. Dies half uns sehr, neben der Geschichte der politischen Verfolgung auch die Persönlichkeit des Verfolgten genauer zu verstehen und dies in unsere Darstellung mit einfließen zu lassen.