Das Denkmal für die politisch Verfolgten der NS-Zeit steht auf dem Grundstück des alten Mörfelder Rathauses. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Frühjahr 1933 werden viele politische Gegner des neuen Regimes als erstes hierher in die Arrestzelle gebracht und oft auch von der SA geprügelt. Mörfelden war eine Hochburg der Arbeiterbewegung.
In den 1920er Jahren ist Mörfelden ein Arbeiterdorf; viele jüngere Männer sind Bauhandwerker und fahren täglich mit dem Zug nach Frankfurt zur Arbeit. Die meisten sind in der Gewerkschaft und Mitglied in einer der beiden Arbeiterparteien SPD und KPD. Die Geschichte der Mörfelder Arbeiterbewegung ist außergewöhnlich. Nach dem Ersten Weltkrieg wählt ca. 90 % der Bevölkerung die SPD; der Arbeitersportverein ist damals für viele junge Männer und Frauen „der“ moderne Verein.
Der sozialdemokratische Lehrer Peter Klingler erhält 1925 Berufsverbot, weil er innerhalb der Schule die konsequente Trennung von Kirche und Staat fordert. Als Freidenker lehnt er das bisher übliche Schulgebet zum Beginn des Unterrichtes ab. Die Mörfelder unterstützen ihn, organisieren Protestversammlungen und Schulstreiks und schicken eine Delegation zur Landesregierung, um dort persönlich eine Resolution zu übergeben; schließlich wählen sie Klingler nun zu ihrem Bürgermeister.
Mit der Wirtschaftskrise, steigender Arbeitslosigkeit, Notverordnungspolitik und dem Aufstieg der NSDAP unterstützen immer mehr Einwohner die KPD. 1931 wird in Mörfelden sogar der einzige kommunistische Bürgermeister des Volksstaates Hessen gewählt: Georg Zwilling erhält 56 % der Stimmen. Er ist Maurer, ein guter Redner und sehr geachtet im Ort.
Die SPD erhält 1932 in Mörfelden 18,4 %; dies entspricht in etwa dem reichsweiten Ergebnis von 20,4 %.
Doch bei der KPD (Thälmann) und NSDAP unterscheiden sich die lokalen Ergebnisse gravierend von denen des Reiches. In Mörfelden erhält die KPD 61 % – reichsweit nur 17 %. Die NSDAP bekommt hier 15,6 %; reichsweit sind die Nationalsozialisten aber mit 33 % stärkste Fraktion.
Zur Zeit der Weimarer Republik wagt es in Mörfelden niemand, in NS-Uniform auf die Straße zu gehen. Bis Anfang 1933 gibt es hier keine Ortsgruppe der SA oder NSDAP.
Kampfverbände der KPD verhindern Aufmärsche auswärtiger SA-Einheiten. Zugleich bekämpft die KPD die Weimarer Verfassung, weil diese den „bürgerlichen“ Staat festschreibt. Die KPD will stattdessen einen Staat nach sowjetischem Vorbild. „Klein-Moskau“ heißt Mörfelden damals im Volksmund. Zwischen den Kommunalpolitikern und der SPD-geführten hessischen Landesregierung kommt es 1932 zu heftigen Kontroversen. Der kommunistische Bürgermeister wird amtsenthoben und ein Staatskommissar gegen den Protest der Bevölkerung eingesetzt.
Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler Reichskanzler. Die SA, d. h. eine Parteigliederung der NSDAP, wird zur sog. „Hilfspolizei“ erklärt. Diese „Sturmabteilungen“ führen nun in Mörfelden zahllose Hausdurchsuchungen durch. Es kommt kurzfristig zu vielen Festnahmen und brutalen Prügelszenen im Rathaus.